VfL Osnabrück: Interview mit Christian Bickel
"Ein Verbleib ist durchaus vorstellbar"
Christian Bickel wechselte vor der Saison auf Leihbasis aus Paderborn an die Bremer Brücke, kann dem VfL allerdings wegen eines Kreuzbandrisses momentan im Abstiegskampf nicht helfen. Stattdessen schuftet der 27-Jährige an seinem Comeback. Im Interview mit Liga-Drei.de spricht Bickel über seine Reha, den aktuellen Saisonverlauf und darüber, wie es für ihn im Sommer weitergeht.
Herr Bickel, Sie sind nach Ihrem Kreuzbandriss für individuelle Trainingseinheiten kürzlich wieder auf den Platz zurückgekehrt sind. Endlich wieder Rasen unter den Füßen, oder?
Christian Bickel: „Es tut auf jeden Fall sehr gut, nach so einer langen Zeit ohne Ball wieder auf dem Platz zu stehen. Hinter mir liegt eine schwere Zeit mit vielen Stunden im Kraftraum, aber ein Ende ist zum Glück in Sicht. Es tut gut, wieder etwas näher bei der Mannschaft zu sein.“
Ihre Reha spielte sich in den letzten Monaten in Babelsberg ab, Ihre Teamkollegen haben Ihnen die Einrichtung empfohlen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf?
Bickel: „Ich bin sehr zufrieden und kann schon wieder viele Sprint- und Sprungübungen absolvieren. Bei so einer Verletzung ist es manchmal nicht möglich, eine genaue Prognose in Bezug auf den Verlauf vorzunehmen. Ich hoffe, dass ich möglichst zeitnah wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kann. Die Einrichtung passte, ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt. Auch menschlich passte es. Ich konnte mich ganz auf mein Reha-Programm konzentrieren und habe täglich bis zu acht Stunden mein Aufbauprogramm absolviert.“
Sie haben die laufende Spielzeit des VfL größtenteils somit nur aus der Ferne betrachtet. Wie fassen Sie den bisherigen Verlauf aus Ihrer Sicht zusammen?
Bickel: „Am Anfang hat es bei uns geklemmt, mittlerweile haben wir uns jedoch gut gefangen. Der Trainerwechsel war für die Mannschaft nicht einfach, auch der Verein hatte da noch dran zu knabbern. Joe Enochs gehörte lange zum Verein, da ist so eine Trennung nicht einfach.
Das neue Trainerteam macht seinen Job allerdings sehr gut, der positive Trend ist auf jeden Fall erkennbar. Vor allem zuhause machen wir unsere Sache gut, jetzt müssen wir auch auswärts unsere Leistungen konstanter abrufen. Dann bin ich guter Dinge, dass der Abstiegskampf kein Thema mehr ist.“
Was zeichnet Daniel Thioune denn als Trainer aus?
Bickel: „Dazu kann ich noch wenig sagen, weil ich viele Prozesse, wie beispielsweise Spielanalysen und -auswertungen, noch nicht miterlebt habe. Doch die bisherigen Gespräche mit dem Coach haben mir das Gefühl vermittelt, dass Herr Thioune eine klare Vorstellung hat, wie und mit welcher Philosophie er Fußball spielen lassen will. Auch der Co-Trainer Merlin Polzin arbeitet sehr akribisch. Ich finde es zudem sehr gut, dass wir nicht auf unserem System beharren, sondern teilweise sehr flexibel auf die Gegner eingestellt werden.“
Der VfL steht vor richtungsweisenden Wochen, am Wochenende steht das Duell in Lotte an. Kann so ein Derby-Sieg die Fans für eine schwache Saison entschädigen?
Bickel: „Ein wenig schon, auch wenn die Fans und der Verein natürlich andere Erwartungen an die Saison hatten. Unser Anspruch sollte es jedoch sein, in jedem Spiel 100% abzurufen und den maximalen Erfolg anzustreben. Zudem ist die Qualifikation für den Pokal sehr wichtig, auch finanziell.“
Sie kicken nur leihweise an der Bremer Brücke, im Sommer endet das Leihgeschäft mit dem SC Paderborn. Wie intensiv verfolgen Sie die Geschehnisse dort noch?
Bickel: „Die Spiele und Geschehnisse in Paderborn verfolge ich auch sehr intensiv, ich drücke eigentlich beiden Mannschaften die Daumen. Es ist aber etwas kurios, da ich in beiden Fällen aktuell nur Beobachter bin. Es freut mich, wenn die Jungs gewinnen. Einige Spieler kenne ich natürlich noch aus der letzten Spielzeit. Gerade deswegen ist es umso bemerkenswerter, dass es für den Verein aktuell bergauf geht.“
Sie sprechen den „sportlichen Abstieg“ des SCP an. Welche Gründe sind für Sie denn für den aktuellen Erfolg ausschlaggebend?
Bickel: „Die Konstellation mit dem Trainer Steffen Baumgart und dem Manager Markus Krösche spielt eine große Rolle. Dem Coach hat man bereits in den letzten Spielen der abgelaufenen Spielzeit angemerkt, dass er die richtigen Hebel in Bewegung setzten kann. Wie es in dieser Saison läuft, darüber kann ich natürlich wenig sagen. Man hört jedoch, dass die beiden einen richtig guten Job machen.“
Wie sieht denn der Austausch zwischen Ihnen und dem SCP aus?
Bickel: „Ich habe mich erst kürzlich mit dem Verein getroffen und die ersten Gespräche geführt. Paderborn wird mir nach aktuellem Stand im kommenden Sommer keine Steine in den Weg legen. Daher sind die kommenden Wochen und Monate sehr ausschlaggebend für mich, dabei gilt es eine vernünftige Entscheidung für mich und meine Familie zu treffen.
Ein Verbleib in Osnabrück ist durchaus vorstellbar, auch wenn ich mich erst kurz zeigen konnte. Doch das Spiel an der Bremer Brücke, dass wir leider mit 0:4 gegen Wehen Wiesbaden verloren haben, war für mich ein sehr schönes Erlebnis. Freitagabend, Flutlicht und Bremer Brücke – das werde ich nicht so schnell vergessen. Ich hoffe, dass noch ein, zwei Spiele dazukommen werden.“
Am 34. Spieltag gastiert der SCP an der Bremer Brücke. Wie sieht für Sie dabei das perfekte Spiel aus?
Bickel: „Das perfekte Spiel? Paderborn führt mit 1:0, ich werde in der 70. Minute eingewechselt und erziele den Ausgleichstreffer. Das wäre ein guter Ausgang, wenn wir uns die Punkte teilen würden. Vielleicht reicht der Punkt dem SCP dann schon, um den Aufstieg perfekt zu machen. Dadurch könnte sich auch der Kreis schließen, da Paderborn in der letzten Saison in Osnabrück ‚abgestiegen‘ ist. Darüber habe ich zuletzt noch mit dem SCP-Physiotherapeuten Jörg Liebeck gesprochen.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Bickel
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