SV Meppen: Interview mit Erik Domaschke
"Die Fans pushen uns richtig"
Erik Domaschke kam vor der Saison ohne Spielpraxis aus Erfurt ins Emsland und erarbeitete sich beim SVM durch starke Leistungen wie zuletzt gegen Zwickau das Vertrauen der Fans. Im Interview mit Liga-Drei.de spricht der 32-Jährige über Vorgänger Benjamin Gommert, die schwierige Lage bei seinem Ex-Klub RWE und verrät, was er nach seiner aktiven Karriere plant.
Herr Domaschke, Sie dürften Samstagnacht in den Albträumen der Zwickauer vorgekommen sein. Wie haben Sie denn den neunten Saisonsieg des SVM gefeiert?
Erik Domaschke: „Auswärtssiege sind immer schön. Besonders, wenn die Busfahrt lange ist (lacht). Ein, zwei Bierchen konnten wir also trinken. Wenn wir auswärts punkten und unserem Ziel dadurch näher kommen, ist das auch vom Trainer erlaubt.“
Vier Spiele nach der Winterpause – drei Mal zu null. Was wurde im Training zwischen den Jahren verändert?
Domaschke: „Nichts spezielles. Wir stehen kompakter und können die Gegner besser einschätzen. Wir schauen uns in den Videoanalysen die Stärken der Gegner an, jeder weiß also, wo er zu stehen hat. Am Anfang hatten wir Anlaufschwierigkeiten, aber so langsam können wir das immer besser umsetzen.“
Sie sind in Meppen unumstritten, in Erfurt hingegen kamen Sie im letzten Jahr nicht zum Zug. Ist der gute Lauf für Sie momentan auch eine Genugtuung?
Domaschke: „Auf jeden Fall. Ich kenne meine Stärken sowie meine Schwächen und habe nie an mir gezweifelt. Ohne die Wertschätzung aber sah ich keinen Sinn, nur auf der Bank zu sitzen. Mir war es einfach wichtig, Spielpraxis zu haben und bin froh, dass der SV Meppen mir die Chance gegeben hat.
Ich weiß, es war nicht einfach für einen Verein der aufgestiegen ist, einen Torhüter zu verpflichten, der ein Jahr nicht gespielt hat. Die ersten zwei, drei Spiele waren für mich auch erstmal eine Umstellung. Ich denke aber, dass ich das Vertrauen in den Spielen danach zurückgegeben habe. Ich bin froh, dass ich in Meppen bin und fühle mich wohl. Ich denke, das merkt man auch an meinen Leistungen.“
Bei RWE gibt es momentan generell viele Baustellen. Waren diese in der letzten Saison schon abzusehen?
Domaschke: „Dass RWE zuletzt immer um den Abstieg mitgespielt hat, ist traurig für so einen großen Verein. Das ist auch sicher nicht der Anspruch des Klubs. Wenn es sportlich nicht klappt, dann läuft es neben dem Platz oft auch nicht so richtig.
Die Spieler gucken ja auch immer mit einem Auge auf die Nachrichten, das bekommt man schon mit. Der eine Punkt Abzug ist jetzt nochmal so ein Nackenschlag. Für die Köpfe der Spieler ist das sehr schwierig.“
In Meppen lösten Sie den Aufstiegskeeper Benjamin Gommert ab. Wie groß waren denn die Fußstapfen, in die Sie da traten?
Domaschke: „Als ich hierher wechselte, habe ich bereits gesagt: Ich möchte hier keinem den Thron streitig machen. Was Benny geleistet hat, davor ziehe ich meinen Hut. Ich weiß, wie schwer es ist, durch die Relegation aufzusteigen.
Für mich war es einfach wichtig, meinen Stil durchzuziehen. Manche Leute waren mit meiner offensiveren Auslegung vielleicht nicht einverstanden. Was ich spiele, hat aber Hand und Fuß und ich glaube, das wird mittlerweile auch anerkannt.“
Es geht im nächsten Spiel gegen Spitzenreiter Paderborn. Wie kann der SVM den SCP bezwingen?
Domaschke: „Das letzte Paderborn-Spiel hatte schon einen faden Beigeschmack: Dienstag gegen Bayern, Freitag schon wieder die nächste Partie. Da hat man schon gesehen, dass da ein paar Körner gefehlt haben. Jetzt haben sie aber wieder eine längere Pause.
Sie sind spielerisch stark, der Platz bei uns ist allerdings, gerade nach dem Spiel gegen Rostock, schwer zu bespielen. Der Trainer wird den Gegner wie immer gut analysieren und auf das Spiel heiß machen. Wir haben zuhause erst zwei Partien verloren und werden auf jeden Fall dagegenhalten.“
Woher kommt diese Heimstärke?
Domaschke: „Die Fans pushen uns richtig. Sobald wir den Ball gewinnen, geht ein Raunen durch das Stadion. Das setzt Kräfte frei. Wenn du ins Stadion einläufst und die Fans links und rechts dich bejubeln – das ist einfach geil. In Meppen ist alles relativ eng, das schafft noch dazu einfach ein spezielles Flair.“
Wie wichtig ist diese Fan-Euphorie für die Meppener Erfolge?
Domaschke: „Die Fans nehmen die Euphorie mit. Wenn man das Auswärtsspiel in Lotte anschaut: Da sind 4.000 Meppener mitgefahren. Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, sprechen mich die Leute an. Das ist schön. Und umso schöner wäre es, wenn wir so schnell wie möglich die Punkte holen, um die Klasse zu halten.“
Christian Neidhart spricht stets von der 40-Punkte-Marke. Dass diese erreicht wird, daran zweifeln nicht viele. Was ist denn das nächste Ziel des SVM?
Domaschke: „Die Liga ist so eng, von daher wollen wir wie angesprochen erstmal diese 40 Punkte holen. Wenn es am Ende ein einstelliger Tabellenplatz werden würde – umso schöner, denn damit hätte vor der Saison keiner gerechnet. Dafür müssen wir aber weiter unsere Heimspiele gewinnen und auswärts den ein oder anderen Punkt mitnehmen.“
Sie sind jetzt 32 Jahre alt und können noch ein paar Jahre kicken. Wie viele Drittliga-Spiele sollen zu den 80, die Sie momentan auf dem Buckel haben, noch dazu kommen?
Domaschke: „So viele wie möglich. Gianluigi Buffon spielt ja auch mit 40 noch in der Serie A (lacht). Ich will auf jeden Fall so lange spielen, wie mein Körper mitmacht, vielleicht bis ich 37 bin. Wenn es dann nicht mehr funktioniert, möchte ich in einem anderen Bereich im Fußball arbeiten.“
Haben Sie dafür schon eine Idee?
Domaschke: „Mich ins Büro zu setzen und mich acht Stunden von einem UV-Licht bestrahlen zu lassen – darauf habe ich keine Lust. Ich liebe es auf dem Platz zu stehen und werde dann wahrscheinlich meinen Torwarttrainerschein machen. Vielleicht bekomme ich ja hier im Verein etwas. Dieses Ziel strebe ich auf lange Sicht in jedem Fall an.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Domaschke!
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