SpVgg Unterhaching: Interview mit Dominik Stahl
"Mittelfristig ist der Aufstieg auf jeden Fall unser Ziel"
Dominik Stahl ist ein Zweitliga-geprüfter Profi, seit dieser Saison mischt er mit der SpVgg Unterhaching auch die dritte Liga auf. Aus dem Mittelfeld der Münchner Vorstädter ist der Routinier jedenfalls nicht mehr wegzudenken.
Im Interview mit Liga-Drei.de spricht der 29-Jährige über Hachinger Eigengewächse, das große Ziel Aufstieg und veränderte Machtverhältnisse in München.
Herr Stahl, die Spielvereinigung musste zuletzt Federn lassen. Wieso läuft es in Haching momentan nicht rund?
Dominik Stahl: „Wir sind ungefähr genau bei dem Punkteschnitt, den wir auch in der Vorrunde zu diesem Zeitpunkt hatten. In der dritten Liga sind es eben immer knappe Spiele. Wir haben als Aufsteiger bisher eine starke Rolle gespielt. Nach der Winterpause hatten wir mit dem KSC und Wehen zwei starke Gegner und haben gegen Wiesbaden unnötig verloren.
Mit dem Punkt zuletzt in Köln können wir gut leben. Den muss man erst mal mitnehmen, so ein Spiel hätten wir in der Hinrunde vielleicht noch verloren. Ich sehe es aber nicht so, dass wir momentan Federn lassen. Es ist ein Lernprozess und da sind wir gerade mittendrin. Das nächste Heimspiel wollen wir nun gewinnen.“
Präsident Manni Schwabl erklärte zuletzt, Haching fehle die Erfahrung. Wie sehr sind Sie als erfahrener Spieler in der Pflicht die jüngeren Kollegen unter die Fittiche zu nehmen?
Stahl: „So wie jeder andere Spieler auch, der schon ein paar Spiele auf dem Buckel hat. Wir teilen uns das gut auf und versuchen, sie in jedem Training zu unterstützen. Aber die Nachfrage muss natürlich auch da sein. Die erfahrenen Spieler gehen bei uns eh schon voran und sprechen auch mal Dinge an. Das ist unser Job.“
Das Prunkstück der SpVgg war die Offensive, zuletzt allerdings traf Haching zweimal in Folge nicht. Wie sehr spielt das in den Köpfen der Spieler eine Rolle?
Stahl: „Überhaupt nicht. Wir wissen um unsere Stärken in der Offensive und haben im Training auch versucht an ein paar Stellschrauben in der Defensive zu drehen. Wenn man zwei Spiele nicht getroffen hat, muss man kein Fass aufmachen.“
Mit dem Halleschen FC kommt nun ein Gegner, der auswärts erst ein Mal gewonnen hat. Muss die Ausrichtung gegen den HFC nicht deutlich offensiver sein, als zuletzt?
Stahl: „Unsere Ausrichtung ist immer gleich, auch zum Beispiel zuletzt in Köln. Wir wollten das Spiel gewinnen, der Gegner hat allerdings nicht viel zugelassen, hat sehr hoch gepresst. Das ist genau die Spielweise, die wir eigentlich anwenden wollen, also den Gegner überhaupt nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. In Zukunft gilt es da sicherlich, Lösungen für solche Spiele zu finden. Jetzt gegen Halle wollen wir unbedingt gewinnen, müssen aber auch wieder schauen, was der Gegner macht.“
Wie sieht denn die Vorbereitung gegen Halle aus?
Stahl: „Wir haben in der Vorrunde einmal gegeneinander gespielt, von daher ist uns der HFC nicht unbekannt. Richtig intensiv wird die Vorbereitung auf den Gegner ab Freitag, dann geht es an die Videoanalyse.“
Haching wird stets für die gute Jugendarbeit gelobt, in der Startelf standen allerdings zuletzt regelmäßig nur Alexander Winkler und Korbinian Müller. Wieso haben es die Eigengewächse momentan so schwer?
Stahl: „Das muss man ganz objektiv betrachten: Wir haben einen qualitativ sehr guten Kader. Die meisten Positionen sind zwei- oder sogar dreifach besetzt und das auf einem guten Niveau. Da darf man dann auch nicht in die Waagschale werfen, dass einer aus der eigenen Jugend kommt. Wenn ein anderer besser drauf ist, dann spielt er und das auch zurecht. Nichtsdestotrotz sind die Jungs ganz nah dran und das spornt natürlich auch wieder die an, die spielen.“
Sie selbst begannen Ihre Karriere einige Kilometer weiter, in Giesing. Welche Unterschiede können Sie denn zwischen 1860 München und Haching ausmachen?
Stahl: „In Haching geht es ein bisschen ruhiger zu, was sehr entspannend sein kann (lacht). Nach dem häufigen Chaos bei meinem alten Verein – das ist schonmal ein Hauptunterschied. Durch die Größe des Vereins sind die Wege in Haching außerdem ein bisschen kürzer und die Hierarchie dementsprechend flacher.“
Wie wichtig ist diese Ruhe denn, um die optimale Leistung abrufen zu können?
Stahl: „Das ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Manche Spieler finden es vielleicht cool, wenn immer etwas los ist. Den allermeisten hilft das aber auf keinen Fall. Wenn es nur um andere Geschichten geht und nicht um den Sport an sich – das ist schade, aber man kann es ja als Spieler auch nicht beeinflussen.“
Die Löwen gelten immer noch als Münchens Nummer zwei, obwohl Haching ja eigentlich erfolgreicher spielt. Nervt Sie diese Wahrnehmung?
Stahl: „Ich nehme das nicht so wahr. Wenn das gefühlt so ist, dann ist das wahrscheinlich der Größe des Klubs oder der Fangemeinde geschuldet. Rein sportlich gesehen, hat es sich im letzten Jahr gewandelt.“
Bereits bei 1860 kickten Sie damals noch in der A-Jugend unter dem heutigen Haching-Coach Claus Schromm. Wie konnte er Sie in Ihrer Karriere positiv beeinflussen?
Stahl: „Er vereint alle Eigenschaften, die man sich bei einem Trainer wünscht: Die Nähe zur Mannschaft und zu den Spielern und andererseits die fachliche Kompetenz. Es gibt viele Trainer, die zu locker, fachlich nicht besonders gut oder komplett für sich sind, weshalb dann überhaupt kein Draht zur Mannschaft entsteht. Da hat er mit seinem Team einen überragenden Mittelweg gefunden. Ich denke das ist als Trainer eine Kunst und die meistert er sehr gut.“
Ihr Vertrag in Haching läuft noch bis 2019 plus Option. Schafft die SpVgg in dieser Zeit noch den Aufstieg in Liga zwei?
Stahl: „Das werden wir sehen. Jetzt im ersten Jahr müssen wir die Liga kennenlernen und uns etablieren. Für viele ist die dritte Liga ja neu. In der Sommerpause gilt es dann, die richtigen Lehren zu ziehen und den Kader punktuell zu verstärken. Dann kann es manchmal ganz schnell gehen, das hat man ja in den letzten Jahren gesehen. Mittelfristig ist der Aufstieg auf jeden Fall unser Ziel.“
Herr Stahl, vielen Dank für das Interview!
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