SC Paderborn: Interview mit Sebastian Schonlau
Wir brauchen nicht vom Aufstieg zu träumen
Sebastian Schonlau hat sich als Eigengewächs beim SC Paderborn durchgesetzt. Als stabiler Innenverteidiger hat er einen großen Anteil an der derzeitigen Tabellenführung des SCP. Im Interview mit Liga-Drei.de spricht er über die Erfolgsgeheimnisse der Ostwestfalen, das Verhältnis zu Geschäftsführer Markus Krösche und gibt außerdem Einblicke in Team-Abende der Mannschaft.
Herr Schonlau, Sie sind mit dem SC Paderborn derzeit Tabellenführer in der dritten Liga. Wie fühlt sich das an?
Sebastian Schonlau: „Ganz gut, keine Frage. Anderseits muss man bedenken, dass erst sechs Partien gespielt sind. Deswegen werden wir auch nicht zu viel auf die Tabelle gucken.“
Unter Steffen Baumgart verlor der SCP noch kein Spiel. Was macht er so besonders?
Schonlau: „Er sorgt vor allem dafür, dass wir auf dem Platz eine Einheit sind und im Training voll fokussiert sind. Außerdem passt er auf, dass wir immer alles geben und nicht im Freudentaumel zwei bis drei Prozent nachlassen. Er guckt sehr darauf, dass wir immer bei 100 Prozent sind.“
Sportlich wäre der SCP am Ende der vergangenen Saison abgestiegen. Hatten Sie sich schon damit abgefunden, Paderborn verlassen zu müssen?
Schonlau: „Nein, die Möglichkeit drinzubleiben stand ja von Anfang an im Raum. Weil man auch nicht wusste, was mit Chemnitz und Erfurt passiert. Die Chancen waren ehrlich gesagt gering, aber insgeheim habe ich immer auf den Klassenerhalt gehofft. Als wir dann vom Abstieg von 1860 München gehört haben, war die Erleichterung groß.“
Sie begannen die letzten vier Spiele in der Startelf, bilden mit Christian Strohdiek ein starkes Innenverteidiger-Duo. Was können Sie noch vom Routinier Strohdiek lernen?
Schonlau: „Eine ganze Menge. Er hat sogar schon Bundesliga-Spiele auf dem Buckel. Christian hat einen Wahnsinns-Diagonalball und ist sehr präsent, gerade in den Kopfballduellen. Da will ich auch hinkommen.“
In den ersten zwei Spielen bekam der SCP sechs Gegentore. Dann spielten Sie von Anfang an und es war nur noch eins in drei Spielen. Woher kam der Umschwung?
Schonlau: „Wir haben die Fehler mit der ganzen Mannschaft analysiert und daran gearbeitet, diese abzustellen. Mit der ganzen Truppe, im Sturm angefangen, haben wir danach besser verteidigt. Dass es auch mit mir so gut klappt, freut mich natürlich.“
In der Vergangenheit wurden Sie häufiger im Mittelfeld eingesetzt, nun jedoch als Innenverteidiger. Warum sind Sie in der Verteidigung besser aufgehoben, als im Mittelfeld?
Schonlau: „Der Trainer hat mir vor der Saison gesagt, dass er mich dort eher sieht. Jetzt klappt es so gut, dass ich nicht widersprechen kann. Ich fühle mich in der Innenverteidigung wohl, andererseits kann ich genauso auf der Sechser-Position spielen. Für mich macht das nicht den großen Unterschied. Ich freue mich einfach, dass ich spiele. Das ist das Entscheidende.“
In der U16 wurden Sie beim SCP als zu schmächtig aussortiert. Was haben Sie verändert, um es trotzdem noch in den Profifußball zu schaffen?
Schonlau: „Damals bin ich zurück zu meinem Heimatverein Warburger SF gegangen und hatte dort mit Ludger Krull einen sehr guten Trainer. Dafür bin ich immer noch dankbar, denn er hat mich sehr vorangebracht. Auch, dass ich ein bisschen gewachsen bin, hat sicher positiv beigetragen. Dann habe ich den Schritt zurück nach Paderborn über das U19-Probetraining gewagt. Von da an lief´s ganz gut.“
Was bedeutet es für Sie als regionalen Spieler Teil des SC Paderborn zu sein?
Schonlau: „Für mich ist das wunderbar. Ich glaube, jeder Profifußballer wäre gerne so nahe an der Heimat. Das ist ja wirklich nur in den seltensten Fällen gegeben. Ich bin mit Paderborn sicherlich auch ein bisschen mehr verbunden als andere Fußballer, die von weiter weg kommen.
In der Saison 2013/14 wurden Sie beim SCP zum Profi, im Kader stand auch ein gewisser Markus Krösche. Wie hat sich Ihr Verhältnis seitdem er Geschäftsführer wurde verändert?
Schonlau: „Kröschi ist jetzt nicht mehr mein Teamkollege, sondern mein Vorgesetzter. Allerdings haben sich die Umgangsformen nicht wesentlich verändert. Wenn Kröschi etwas sagt, dann ist das so. Das war zu Spielerzeiten nicht anders. Er war Kapitän und wenn er was gesagt hat, dann haben sich alle daran orientiert.“
Die von Markus Krösche verpflichteten Neuzugänge spielen bislang stark auf. Wie hat es die Mannschaft geschafft, sie so schnell ins Team zu integrieren?
Schonlau: „Damit hatten wir in Paderborn noch nie ein Problem. Wir sind insgesamt eine sehr offene Truppe, bei der keiner große Schwierigkeiten hat, Anschluss zu finden. Wir unternehmen auch häufig etwas nach dem Training, sei es ein Grill-Abend, eine Poker-Runde oder wir gehen alle zusammen gemeinsam etwas essen. So entwickelt sich recht schnell eine geschlossene Einheit.“
Nach der Länderspielpause geht es gegen Würzburg, Münster und Magdeburg. Auf was kommt es in diesen Spielen an?
Schonlau: „Dass wir uns auf die Tugenden besinnen, die uns bisher stark gemacht haben. Zunächst müssen der Einsatz und die Laufbereitschaft stimmen, sonst wird es in keinem Spiel funktionieren. Auch wenn es starke Gegner sind: Ich glaube, wenn wir 100 Prozent auf den Platz bringen, können wir jedes Spiel in der 3. Liga gewinnen. Mit diesem Selbstbewusstsein sollten wir auch auftreten, ohne in irgendeiner Form arrogant zu sein.“
Was ist nötig, um am Ende den Aufstieg in die zweite Bundesliga zu schaffen?
Schonlau: „Wir tun wirklich gut daran, uns auf jedes einzelne Spiel zu fokussieren. Wir brauchen nicht vom Aufstieg zu träumen, das können vielleicht die Fans machen. Wir als Mannschaft können uns über die momentane Situation freuen, müssen aber trotzdem auf dem Boden bleiben. Wir wissen, dass es auch Rückschläge geben wird. Wenn wir nach möglichen Niederlagen schnell wieder aufstehen, kann es eine gute Saison werden.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Schonlau!
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