SC Paderborn 07: Interview mit Ben Zolinski
Der Rechtsverteidiger über die prekäre Situation der Ostwestfalen
Sechs Niederlagen in Folge, der Rückstand auf das rettende Ufer beträgt schon sechs Punkte – für den SC Paderborn 07 sieht es aktuell gar nicht gut aus. Vor dem wichtigen Spiel gegen seinen Ex-Klub Hansa Rostock spricht Rechtsverteidiger Ben Zolinski im Interview mit Liga-Drei.de über die schwierige Situation und verrät, warum sich der SCP den FSV Zwickau als Vorbild nehmen sollte!
Herr Zolinski, Sie kamen vor der Saison vom Regionalligisten TSG Neustrelitz nach Paderborn. Wie groß ist die Angst bei Ihnen, dass Sie mit dem SCP nun wieder in die Regionalliga absteigen müssen?
Ben Zolinski: „Die Situation ist auf jeden Fall gerade nicht einfach und sehr prekär. Man darf nicht leugnen, dass der Abstieg möglich ist. Aber wir glauben alle daran und tun unser Bestes dafür, das zu verhindern. Wir haben noch zehn Spiele Zeit, es sind noch 30 Punkte zu vergeben. Am Wochenende wollen wir endlich anfangen, zu punkten und den ersten Schritt in die richtige Richtung machen.“
Die Situation sieht düster aus, Paderborn verlor zuletzt 6-mal in Folge. Was macht Ihnen da noch Mut?
Zolinski: „Dass wir in diesen Spielen größtenteils nicht die schlechtere Mannschaft waren. Wir hatten auch viel Match-Pech. Ich denke, dass wir irgendwann für den Aufwand, den wir betreiben, wieder belohnt werden. Jede Serie hat mal ein Ende – und wir sind guter Dinge, dass wir am Wochenende den Bock umstoßen können. Man sieht es an Zwickau: Wenn man mal ein Erfolgserlebnis hat, dann kann das viele Kräfte freisetzen. Darauf besinnen wir uns.“
Woran hapert es momentan am meisten? Ist es wirklich nur die Offensive, die in den vergangenen sechs Partien nur zwei Treffer erzielte?
Zolinski: „Wenn man unser Torverhältnis anschaut (26:47, Anm. d. Red.), dann hapert es nicht nur vorne, sondern auch hinten. Wir haben es aber auch oft nicht geschafft, an unsere Leistungsgrenze zu kommen. Das ist einfach ein Strudel, in den man hereingerät: Mit jedem Spiel, dass man verliert, wird es schwieriger. Da spielt der Kopf eine große Rolle. Der Trainer versucht deshalb weiterhin, unsere Köpfe frei zu bekommen, damit wir befreit aufspielen können. Das ist das Wichtigste in einer solchen Situation.“
Trainer Stefan Emmerling sprach nach dem 0:2 gegen Regensburg davon, dass er sich von der Mannschaft ein wenig „im Stich gelassen“ fühle. Wie nimmt man als Team so eine Aussage auf?
Zolinski: „Wenn man die zweite Halbzeit gesehen hat, dann muss man sagen, dass er in gewisser Weise Recht gehabt hat. Fakt ist, dass es nicht am Trainer liegt, sondern einzig und allein an der Mannschaft. Wir stehen da in der Pflicht, das zu machen, was der Trainer angesprochen hat. Und was wir in der zweiten Halbzeit in Regensburg abgeliefert haben, das geht natürlich nicht. Da gibt es nichts schön zu reden.“
Hinzu kommt die angespannte finanzielle Situation: Der Verein muss bis Mitte Mai drei Millionen Euro auftragen, um überhaupt die Lizenz zu erhalten. Hat man als Spieler so etwas im Hinterkopf, wenn man trainiert oder spielt?
Zolinski: „Das Einzige, was zur Zeit in unseren Köpfen ist, ist das nächste Spiel. Wir müssen unsere Hausaufgaben machen und es schaffen, in der Liga zu bleiben. Der Rest liegt nicht in unserer Hand. Ich denke, dass die finanzielle Situation bei keinem Spieler im Kopf herumspukt.“
Paderborn hat in dieser Saison auswärts zwei Spiele mehr gewonnen als zu Hause. Sind Sie also froh, dass am Samstag ein Auswärtsspiel auf dem Plan steht?
Zolinski: „Ich glaube, wir haben allgemein nicht so viele Spiele gewonnen… Ob es nun ein Heim- oder ein Auswärtsspiel ist, ist völlig egal – wir müssen einfach punkten, sonst wird die Situation nicht besser. Mir war das auch gar nicht so richtig bewusst, dass wir auswärts öfter gewonnen haben als zu Hause.“
Gegner am Samstag ist Hansa Rostock – der Verein, bei dem Sie in der Jugend gespielt haben. Immer noch dort aktiv ist Tommy Grupe, einer Ihrer besten Kumpels. Gab es vor dem Spiel schon Kontakt zwischen Ihnen beiden?
Zolinski: „Bisher noch nicht. Vor dem Hinspiel gegen Rostock haben wir allerdings geschrieben und telefoniert. Ich denke, das wird die Tage auf jeden Fall auch nochmal passieren. Aber die Rostocker müssen auch auf sich schauen und erst einmal die nötigen Punkte holen.“
Für Sie ist es die erste Rückkehr nach Rostock, nachdem Sie den Verein 2013 verlassen haben. Wird es für Sie also ein besonderes Spiel?
Zolinski: „Ja, natürlich. Die Atmosphäre im Ostseestadion ist immer besonders, die Fans pushen die Mannschaft immer nach vorne. Und das Stadion an sich ist auch sehr schön. Natürlich kommen auch viele meiner Familienmitglieder, die noch in der Region wohnen. Das ist für mich eine noch größere Motivation.“
Worauf wird es für den SCP dabei besonders ankommen, um den Kontakt zum rettenden Ufer nicht schon jetzt aus den Augen zu verlieren?
Zolinski: „Wenn jeder Spieler an die Leistungsgrenze geht und wir auf dem Platz die gleiche Sprache sprechen, dann denke ich, dass wir es packen können. Es wird, wie fast immer, ein kämpferisches Spiel – da werden die Grundtugenden besonders gefordert sein. Das ist knallharter Abstiegskampf. Aber wenn wir mehr Prozente auf den Platz kriegen als Hansa Rostock, dann werden wir als Sieger vom Platz gehen.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Zolinski!
Die Hansa Rostock Torhymne ist ein wichtiger Bestandteil der Heimspiele des Vereins. Die Fans singen und tanzen zu dem Lied, das vor jedem Spiel gespielt wird. Die Torhymne ist ein Symbol für die Verbundenheit der Fans mit dem Verein und erzeugt eine besondere Atmosphäre im Stadion. Die Hansa Rostock Torhymne ist ein fester Bestandteil der Tradition des Vereins und wird von den Fans mit großer Begeisterung begleitet.