Paderborn vs Rot-Weiß Erfurt: Interview mit David Fall
"Letztlich spielt jeder Spieler ein Stück weit für sich"
David Fall war als dynamischer Außenverteidiger bei seinen Vereinen stets beliebt. Mit Rot-Weiß Erfurt stieg er in die 2. Bundesliga auf. Später wechselte er zum SC Paderborn und bestritt dort 80 Spiele.
Im Interview mit Liga-Drei.de verrät er, wem er im anstehenden Duell seine Ex-Klubs die Daumen drückt, wie er sich an seine Zeit in Erfurt erinnert und was Paderborn momentan richtig macht.
Herr Fall, am 9. Februar kommt´s zum Duell Ihrer Ex-Klubs Paderborn und Erfurt. Hand auf´s Herz: Wem drücken Sie die Daumen?
David Fall: „Ich mache da keine Wertung in Sachen Emotionen. Es sind für mich beides Vereine, in denen ich eine tolle Zeit hatte, den Weg mitgestalten durfte und tolle aber auch schwierige Momente erlebt habe. Paderborn soll es mir nicht übel nehmen, aber ich würde Erfurt die drei Punkte wünschen, weil ich hoffe, dass sie in der Liga bleiben. Paderborn ist auf einem super Weg. Aber nach dem Pokalspiel gegen die Bayern sind sie möglicherweise müde. Vielleicht ist das die Chance für Erfurt.“
Erfurt hat große finanzielle Probleme und schon großen Rückstand. Wie kann sich eine Mannschaft unter diesen Voraussetzungen noch motivieren?
Fall: „Es ist sicher keine einfache Situation, wenn man permanent mit negativen Nachrichten zu kämpfen hat. Das sind alles nur Menschen, die sich auch Gedanken um ihre Zukunft und ihre Existenz machen. Letztlich spielt jeder Spieler ein Stück weit für sich. Allein die Situation, dass man die Liga halten kann, um neue Verträge spielt und sich weiterempfehlen kann, sollte für jeden Profi Ansporn genug sein am Wochenende Leistung zu bringen.“
2008 bei Paderborn zeichnete sich der Abstieg auch schon früh ab. Können Sie sich vorstellen wie es in der Mannschaft von RW Erfurt jetzt aussieht?
Fall: „Man darf solche Vergleiche nicht ziehen, denn die Kadersituation ist jedes Mal eine andere, die Spieler sind andere. Es ist zum Großteil eine Charakterfrage, manchmal rückt man dadurch noch näher zusammen und entwickelt noch mehr Kraft als Team oder Verein. Ich kenne jedoch den Kader zu wenig, um einen Vergleich zu ziehen. Aber es ist nicht einfach, weil in diesen Situationen immer wieder Rückschläge kommen. Man kann so etwas nur meistern, wenn man weiter zusammen ganz hart arbeitet.“
Wie war zu Ihrer Zeit in Erfurt in der schwierigen Phase in der 2. Bundesliga das Verhältnis zum Verein, zu den Fans und innerhalb der Mannschaft?
Fall: „In Erfurt war das schon eine spezielle Situation. Wir sind sensationell aufgestiegen und hatten bei den Fans einen Riesenbonus in der 2. Liga. Wir wurden noch gefeiert, als wir schon wieder abgestiegen waren. Da war nochmal ein anderer Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Fans und Umfeld als in der jetzigen Situation. Es wurde wahrscheinlich mehr verziehen (lacht).“
Ganz anders läuft es bei Ihrem anderen Ex-Verein SC Paderborn. Das heimstärkste Team der Liga, die meisten Tore. Kann sich Paderborn nur noch selber schlagen im Aufstiegsrennen?
Fall: „Das wichtigste für Paderborn war, dass sie sich insgesamt wieder gefangen haben. Paderborn ist wieder zurück zur Basis, hat sich auf die vereinseigenen Stärken besonnen: eine gewisse Bescheidenheit, man weiß wo man steht, weiß wo man herkommt. Auch Markus Krösche (Geschäftsführer Sport in Paderborn, Anm. d. Red.) war schon früher auf dem Platz einer, der die Ärmel hochgekrempelt hat, ein ehrlicher Arbeiter. So macht er den Job im Verein jetzt auch. So muss Paderborn aufgestellt sein. Eine Zeitlang war das nicht so und das hat Paderborn ein bisschen ins Trudeln gebracht.“
Präsident Wilfried Finke war schon zu Ihrer Zeit ein großer Name in Paderborn. Wie haben Sie ihn wahrgenommen?
Fall: „Vor Wilfried Finke habe ich absoluten Respekt. Was er geleistet hat im Verein, aber auch im Umfeld ist schon einmalig. Es gehört schon einiges dazu, wenn man einen Verein wie den SC Paderborn bis in die Bundesliga führt. Finke hat ganz oft die richtigen Leute geholt, das zeigt seine Qualität. Er ist außerdem immer da gewesen, auch wenn es mal schwierige Zeiten gab. Er hätte ja nicht wieder einsteigen müssen, das ist ihm hoch anzurechnen.“
Sie stehen heute selbst an der Seitenlinie, beim schweizerischen Sechstligisten AS Calcio Kreuzlingen. Auf was legen Sie als Coach besonderen Wert?
Fall: „Ich mache zwar jetzt das A-Diplom, aber in Kreuzlingen ist es wirklich Hobbyfußball. Da muss man schauen, dass die Jungs überhaupt mal ins Training kommen (lacht). Ich versuche trotzdem gewisse Werte zu vermitteln: die Einstellung zum Spiel, Freude, aber dass man sich trotz Hobby auch Ziele setzt. Ich weiß einzuordnen, dass es für die Jungs um Hobby und Spaß geht. Aber wenn man mal Fußballer auf einem gewissen Level gewesen ist, dann kann man Fußball nicht mehr ganz ohne Fokus und Anspruch zu genießen (lacht).“ So ist es zum Beispiel schon zweimal gelungen, uns für die Hauptrunde des Schweizer Pokals zu qualifizieren.
Sehen wir Sie in Zukunft auch in Deutschland auf der Trainerbank?
Fall: „Ich bin im Moment extrem weit weg von Gedanken in Richtung Profifußball. Ich arbeite im Nachwuchsfußball in einem kantonalen Fußballverband in der Schweiz im Thurgau. Es macht mir unglaublich viel Spaß mit den Junioren zu arbeiten. Die sind wahnsinnig motiviert, man kann viel geben und bekommt auch extrem viel zurück. Die Trainerdiplome mache ich aus Interesse und weil es Spaß macht, sich damit zu beschäftigen. Ich bin ehrlich gesagt sehr weit weg vom Profifußball, bin kein Stadiongänger und genieße momentan die ruhigere Zeit im Nachwuchsbereich und die wenige Freizeit vor allem mit der Familie.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Fall!
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