Hansa Rostock: Interview mit Ex-Spieler Marcel Ziemer
"Die Fans würden ihr letztes Hemd für den Verein geben"
In 102 Pflichtspielen trug Marcel Ziemer das Trikot von Hansa Rostock. Der bullige Angreifer schoss sich mit 43 Toren in die Herzen der Hansa-Fans, im Sommer wurde sein auslaufender Vertrag nach einer schweren Verletzung nicht verlängert.
Wie seine Reha voranschreitet, warum die Bindung zu Hansa eine besondere ist und wie er am Sonntag das Duell der „Kogge“ gegen seinen anderen Ex-Klub Wehen Wiesbaden verfolgt, verrät er Liga-Drei.de im exklusiven Interview.
Herr Ziemer, nach einem Kreuzbandriss und Knorpelschaden im August 2017 schuften Sie noch in der Reha. Wie geht es Ihnen aktuell?
Marcel Ziemer: „Ich bin gerade viel auf einem Anti-Schwerkraft-Laufband unterwegs. Das reduziert das Körpergewicht und nimmt somit den Druck vom Knie und den Gelenken. Hansas Physiotherapeut Tobias Hamann hat sich so ein Gerät zugelegt.
Nach eineinhalb Jahren immer nur auf dem Rad, im Kraftraining oder der Beinpresse ist es natürlich ein Traum, wieder Lauftraining machen zu können. Da mache ich Fortschritte und das gibt mir natürlich Hoffnung, auch wenn die Leidenszeit schon lange ist.“
Haben Sie einen Plan B, falls es nicht mit der Rückkehr auf den Platz klappen sollte?
Ziemer: „Man macht sich nach anderthalb Jahren natürlich so seine Gedanken, wie es weitergeht und was passiert. Ich habe einen Plan B in Form einer Umschulung oder den Erwerb einer Trainerlizenz im Hinterkopf, aber vorher will ich nochmal alles reinlegen. Im März steht ein Sporttest in Hamburg bei der Berufsgenossenschaft an. Da wird sich dann entscheiden, in welche Richtung es geht.“
Pavel Dotchev soll sich während Ihrer Reha regelmäßig nach Ihren Fortschritten erkundigt haben. Stehen Sie seit seinem Aus noch in Kontakt?
Ziemer: „Nein, aber davor waren die Türen generell offen, das hat Pavel mir immer gesagt. Mit ihm und Robert Marien (Hansas Vorstandsvorsitzender, Anm. d. Red.) war ich ständig in Kontakt, zuletzt aber nicht mehr so. Das lag natürlich daran, dass beide viel Arbeit bei Hansa hatten.
Pavel hat gesagt, wenn ich bis Winter annähernd fit bin, könne ich jederzeit mittrainieren und dass es eine Option wäre, wenn ich soweit bin, dass ich eventuell einen Vertrag bekomme. Nach den ganzen Rückschlägen, die ich zwischendrin hatte, hat das aber leider nicht geklappt.“
Mit einigen Spielern im aktuellen Kader standen Sie noch gemeinsam auf dem Platz, zum Beispiel Stefan Wannenwetsch. Wie dürfen wir uns den Kontakt zu den ehemaligen Kollegen vorstellen?
Ziemer: „Man hat natürlich Kontakt. Zu Oliver Hüsing habe ich einen guten Draht, zu Wanne habe ich gesagt ‚wenn was ist, meld‘ Dich‘, das lief auch anders herum. Mit Marcel Hilßner habe ich ja auch noch gekickt. Den meisten Kontakt habe ich aktuell aber mit Amaury Bischoff. Ich schätze ihn sehr als Spieler, wir kennen uns, seit die 3. Liga eingeführt wurde. Aber klar haben die Jungs gerade andere Aufgaben im Kopf, als sich bei mir zu melden. Darum ist der Kontakt momentan nicht mehr so intensiv, aber wenn was ist, schreibt man oder trifft sich.“
Sie haben mal gesagt, dass Sie Hansa immer im Herzen tragen werden. Wie ist diese emotionale Bindung entstanden?
Ziemer: „Ich kam anfangs verletzt nach Rostock, weil ich beim Aussteigen aus dem Flieger umgeknickt bin. Das ist natürlich bitter, wenn Du am ersten Tag gleich angeschlagen kommst, zwei Wochen nicht trainieren kannst und dadurch Rückstand hast. Am 5. Spieltag habe ich dann das erste Mal von Anfang an gespielt, in Regensburg, und habe beim 4:4 alle vier Buden gemacht.
Dann habe ich ständig getroffen und meine Art und Weise hat gefallen, weil ich ein Kämpfer bin, der überall reinspringt. Wenn man alles gibt, verzeihen die Fans Dir auch Niederlagen leichter. So kam die Bindung. Wenn man akzeptiert und die Leistung anerkannt wird, das war etwas, was ich immer erreichen wollte. Dafür war und bin ich sehr dankbar. Wenn dann junge Fans vor Freude heulen, weil ich ihnen mein Trikot gegeben habe, das wächst einfach ans Herz.
Die Fans würden ihr letztes Hemd für den Verein geben, es ist unheimlich familiär, das hat riesigen Spaß gemacht und ist mega-emotional für mich, dass ich hier vier Jahre spielen durfte. Außerdem habe ich meine Freundin hier kennengelernt, unsere Tochter ist hier geboren. Ich nehme also zwei Ostsee-Kinder mit (lacht).“
Welche Entwicklung trauen Sie Hansa unter dem neuen Trainer Jens Härtel zu?
Ziemer: „Jens Härtel kennt die Liga und weiß, wie er es anzupacken hat. Eine ähnliche Fankultur kennt er aus Magdeburg. Es ist aber natürlich immer schwierig, in einen neuen Verein zu kommen, die neuen Spieler kennen zu lernen, alles neu aufzustellen und seine eigenen Philosophie einzubringen. Der Kader hat aber eine Mega-Qualität, das haben vor allem die Spiele im DFB-Pokal gezeigt. Sie haben eine gute Offensive, eine sehr, sehr gute Defensive. Dazu Spieler mit hoher individueller Qualität und Erfahrung, die ein Spiel leiten und lenken können.
Natürlich ist es schwierig, wenn Du eine Zeit lang oben dran warst, aber nicht den Sprung unter die ersten Drei schaffst. Das war zu meiner Zeit auch so, das ist schwierig für den Kopf. Jetzt ist das Punktepolster nach unten geschmolzen und man hat Druck. Damit muss man umgehen können, außerdem hast du bei einem Traditionsverein wie Hansa immer Druck. Ich glaube aber, wenn sie positiv bleiben, kommen die Jungs da raus und werden eine gute Saison spielen.“
Tabellarisch deutlich besser steht mit Wehen Wiesbaden ein anderer Ihrer Ex-Klubs da. Was trauen Sie den Hessen für den weiteren Saisonverlauf zu?
Ziemer: „Man hat die letzten Jahre gesehen, welche Offensiv-Power sie haben. Die Situation dort ist aber eine andere als in Rostock: Es ist ein Dorfklub, wo erst langsam Fankultur entsteht, der Druck ist wesentlich geringer. Sie haben erfahrene Spieler. Dazu schnelle Spieler auf den Außenpositionen, wo sie wirklich Qualität haben. Letztes Jahr sind sie knapp gescheitert, in einer Situation, wie ich sie gerade beschrieben habe: Wenn man oben dran ist, aber der Sprung nicht gelingt. Dann wird es schwierig und es kann ein Negativstrudel einsetzen.“
Mit 75 Treffern liegen Sie in der ewigen Torschützenliste der 3. Liga auf dem zweiten Platz. Manuel Schäffler hat sich mit zehn Saisontoren auf Platz fünf vorgearbeitet und steht aktuell bei 59 Treffern. Trauen Sie ihm zu, dass er Sie noch überholt?
Ziemer: „Generell hat er natürlich die Qualität, er könnte auch höher spielen. Das traue ich ihm absolut zu. Er ist unheimlich kaltschnäuzig geworden. Ich kenne ihn ja noch aus früheren Zeiten, als er ein junges Talent bei 1860 und ich in Kaiserslautern war. Damals fehlte ihm die Erfahrung, die hat er jetzt und das beweist er. Der Junge hat’s drauf.“
Am Sonntag treffen Wiesbaden und Rostock aufeinander. Wer gewinnt?
Ziemer: „Hansa braucht die Punkte dringender als Wehen Wiesbaden, aber es wird ein schwieriges Spiel. Für Hansa ist es wichtig, endlich Punkte einzufahren. Darum glaube ich, dass Rostock gewinnt.“
Dürfen wir davon ausgehen, dass Sie Hansa die Daumen drücken?
Ziemer: „Ja, in der aktuellen Situation drücke ich Rostock etwas fester die Daumen. Meine Zeit in Wiesbaden ist ja auch schon etwas her. Natürlich kenne ich noch Leute wie Alf Mintzel und Steffen Vogler (Torwart-Trainer, Anm. d. Red.), das sind super Freunde und Kollegen. Da habe ich auch eine Bindung, aber die ist nicht so emotional wie die mit Rostock.“
Werden Sie sich das Spiel anschauen?
Ziemer: „Klar. Ich glaube, ich habe alle Spiele bisher geschaut. Ich schaue auch mal nach rechts und links, was die anderen so treiben. Jetzt habe ich die Zeit dafür und will natürlich auf dem neuesten Stand bleiben. Da schaue ich mir lieber die 3. Liga als die Bundesliga an.“
Wie dürfen wir uns den Fan Marcel Ziemer vorstellen? Sind die lautstark dabei oder mit dem analytischen Blick eines Fußballers?
Ziemer: „Meistens sitze ich mit meiner Tochter und Freundin auf der Couch, manchmal kommen ihre Eltern vorbei und wir schauen das Spiel. Natürlich bin voll dabei und bei der einen oder anderen Aktion auch mal etwas lauter. Man weiß es von außen natürlich besser, als wenn man auf dem Spielfeld steht (lacht).“
Herr Ziemer, vielen Dank für das Gespräch!
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