FC Ingolstadt: Interview mit Caniggia Elva
"Die WM 2026 ist mein großer Traum."
Caniggia Elva stammt aus der Karibik, ist ein Kandidat für die kanadische Nationalmannschaft und nun einer der neuen Hoffnungsträger des FC Ingolstadt. Im letzten Spiel vor der Länderspielpause war er gleich an drei Toren beteiligt. Mit Liga-Drei.de spricht er über die 3. Liga, seine Vergangenheit beim VfB Stuttgart und die Entwicklung des kanadischen Fußballs.
Herr Elva, vor der Länderspielpause hat der FC Ingolstadt mit 5:1 gegen Sonnenhof Großaspach gewonnen. Sie haben ein Tor und zwei Vorlagen dazu beigetragen. War das möglicherweise der Befreiungsschlag nach den zuvor erfolglosen Wochen?
Caniggia Elva: „Das war für uns jedenfalls ein super Spiel. Nachdem wir zuvor ein paar schlechte Spiele hatten, tut das unserem Selbstvertrauen gut.“
Von Ende August bis Ende September gab es fünf sieglose Spiele in Folge, darunter drei Niederlagen am Stück. Was lief in dieser Zeit verkehrt?
Elva: „Wir haben nicht mehr richtig zusammengespielt, waren in der Defensive nicht mehr so kompakt und haben auch vorne nicht funktioniert. Viele Kleinigkeiten haben gefehlt. Aber wir konzentrieren uns jetzt nicht mehr auf diese erfolglosen Spiele sondern blicken nach vorne.“
Der nächste Gegner wird der Chemnitzer FC sein, der auf einem Abstiegsplatz steht…
Elva: „Wir nehmen Chemnitz trotzdem nicht auf die leichte Schulter. Sie haben vor der Länderspielpause den MSV Duisburg, also eine große Mannschaft, besiegt. Wir sind voll auf das Spiel fokussiert.“
Wie groß schätzen Sie die Chance ein, dass der FC Ingolstadt bereits in dieser Saison den Wiederaufstieg schaffen kann?
Elva: „Wir beschäftigen uns nicht mit dem Aufstieg, sondern denken von Spiel zu Spiel. So früh bereits über den Aufstieg zu sprechen, macht keinen Sinn. Wir haben selbst erleben müssen, wie schnell man drei Spiele in Folge verlieren kann. In der 3. Liga gibt es viele starke Vereine und auch tolle Traditionsvereine wie Kaiserslautern, Duisburg oder Braunschweig. Jeder kann gegen jeden gewinnen.“
Lassen Sie uns ein wenig über Ihren interessanten Werdegang sprechen. Ihr Vater Titus Elva war ebenfalls Fußballprofi und hat für die Nationalmannschaft des karibischen Inselstaates St. Lucia gespielt. Ist Ihr Vater dadurch ein Vorbild für Sie gewesen?
Elva: „Ja, er ist noch immer ein großes Vorbild für mich und war der Grund dafür, dass ich mit Fußball überhaupt angefangen habe. Ich habe als Kind seine Karriere verfolgt. Mein Vater war zum Beispiel für den Verein W Connection in Trinidad und Tobago aktiv und hat auch internationale Spiele bestritten.“
Sie sind auf St. Lucia aufgewachsen. Welche Rolle spielt Fußball in der Karibik?
Elva: „Fußball war dort der beliebteste Sport, noch vor dem ebenfalls sehr populären Cricket. Es gibt dort auch verschiedene Fußballigen. Dennoch kann man in der Karibik mit Fußball nicht allzu viel erreichen. Daher bin ich dann mit elf Jahren nach Kanada gegangen und habe in Calgary Fußball gespielt. Dort gab es ein besseres Fußballprogramm für junge Spieler.“
Mit 17 Jahren sind Sie dann nach Deutschland zum VfB Stuttgart gewechselt. Wie kam es dazu?
Elva: „Mein Trainer in Calgary kannte einen Spielerberater aus Deutschland. Wir haben ein Video von mir gemacht und ihm geschickt. Er hat mir dann ein Probetraining beim VfB Stuttgart vermittelt. Bereits mit 16 Jahren durfte ich dort einen Monat mittrainieren. Mit 17 bzw. fast 18 Jahren kam ich dann wieder zurück und habe für die 2. Mannschaft gespielt.“
Sie haben drei Spielzeiten für VfB Stuttgart II in der Regionalliga und der 3. Liga gespielt. Haben Sie damals auch eine Chance bei der Profimannschaft bekommen?
Elva: „Das war eher schwierig. Der VfB Stuttgart hatte damals eine schwierige Zeit. Ich glaube, alleine während meiner Zeit gab es dort sechs verschiedene Trainer und zwei Sportdirektoren. Der Verein war nicht stabil. Dennoch gab es Trainer, die mir eine Chance gegeben haben.
Unter Armin Veh, Jos Luhukay und Alexander Zorniger habe ich zum Beispiel bei den Profis mittrainiert, war im Trainingslager dabei und habe auch Testspiele bestritten. Leider hatte ich zwischenzeitlich auch muskuläre Probleme. Das hat mich dann wieder zurückgeworfen. Trotzdem fühle ich mich weiterhin eng mit dem VfB Stuttgart verbunden und drücke dem Verein immer die Daumen.“
Sie haben seit etwa vier Jahren die kanadische Staatsbürgerschaft, haben bereits für die U23 von Kanada gespielt und wurden zwei Mal für die A-Nationalmannschaft eingeladen, mussten aber beide Male absagen. Wie groß ist Ihre Hoffnung, dass es dennoch bald mit dem Debüt klappt?
Elva: „Das wird sich zeigen. Mittlerweile hat die kanadische Nationalmannschaft einen anderen Trainer. Wichtig ist, dass ich mich hier auf den FC Ingolstadt fokussiere, gut spiele und meine Tore mache. Ich habe jedenfalls weiter Hoffnung, dass es klappt.“
Kanada hat lediglich im Jahre 1986 an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, erreichte dafür aber zuletzt zwei Mal in Folge das Viertelfinale beim Gold-Cup. Welche Perspektive hat der kanadische Fußball?
Elva: „Ich denke, dass Kanada mittlerweile eine gute Mannschaft hat. Viele Nationalspieler sind im Ausland wie zum Beispiel England aktiv. Nicht nur beim Gold-Cup, sondern auch in der Nations League hat Kanada richtig gut gespielt.
In Kanada ist Eishockey natürlich die Nummer 1. Nicht zuletzt wegen der MLS und der Fußball-WM 2026 glaube ich aber, dass der Fußball in Kanada größer und größer wird.“
Ist es für Sie ein Ziel, die WM 2026 in den USA, Mexiko und Kanada als kanadischer Nationalspieler mitzuerleben?
Elva: „Ja, das wäre mein großer Traum. Aber dafür muss ich beim FC Ingolstadt weiter hart arbeiten.“
Herr Elva, vielen Dank für das Gespräch!
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