Erfurt vs Jena: Interview mit Martin Hauswald
Ein Derbysieg kann ein Befreiungsschlag sein
Vier Jahre kickte Martin Hauswald für Rot-Weiß Erfurt, dabei kam er in 120 Spielen zum Einsatz. In 13 Partien hieß der Gegner dabei Carl Zeiss Jena. Vor dem anstehenden Thüringen-Derby stand der 35-Jährige für ein Interview mit Liga-Drei.de bereit und schilderte seine Eindrücke rund um das kommende Duell.
Herr Hauswald, Sie haben 13 Thüringen-Derbys erlebt. Welches ist Ihnen dabei am meisten in Erinnerung geblieben?
Martin Hauswald: „Das waren alles spezielle, besondere Spiele mit einer eigenen Geschichte. Ich will keine Partie herauspicken, weil jedes Derby ein Spiel für sich war. So ein Aufeinandertreffen hat natürlich im Umfeld und besonders bei den Fans eine große Bedeutung. Aber auch an der Mannschaft hat man gemerkt, dass es um mehr als nur drei Punkte ging.“
Ein Tor ist Ihnen dabei allerdings verwehrt geblieben. Hätten Sie gerne einige Ihrer Tore für ein solches gegen Jena eingetauscht?
Hauswald: „Das kann man so nicht sagen. Meine persönliche Bilanz gegen Jena war nicht schlecht, zu meiner Zeit haben wir oft gut ausgesehen gegen Jena.
Vom Gefühl her hatte ich in den meisten Spielen das bessere Ende für mich. Es waren einige besondere Momente dabei, einmal war sogar ein Pokalfinale dabei, welches wir nach 0:2-Rückstand noch drehen konnten.“
Wie darf man sich als Außenstehender generell den Stellenwert dieses Aufeinandertreffens vorstellen? Wie haben Sie die Nächte vor einem solchen Spiel geschlafen?
Hauswald: „Man muss dazu sagen, dass es zu meiner Zeit dieses Derby viel häufiger gab. Pro Saison konnte man sich eigentlich immer auf zwei Spiele einstellen. Das war schön. Es beginnt eigentlich immer eine gute Woche vorher, viele sprechen einen dann auch darauf an.
Die Spannung steigt, es liegt etwas anderes in der Luft als bei anderen Spielen. Selbst wenn man nicht weiß, dass es am Wochenende gegen Jena geht, spürt man das immer im Umfeld.“
Derzeit arbeiten Sie mit Volkan Uluc in Nordhausen zusammen, der zuvor schon den FCC trainiert hat. Ist das kommende Derby ein Thema zwischen Ihnen oder gibt es vielleicht sogar Sticheleien?
Hauswald: „Nein, gar nicht. Es ist ein sehr angenehmes Arbeiten hier und es bereitet mir viel Freude, mit Volkan Uluc und unserem Torwarttrainer Tomislav Piplica.
Wir unterhalten uns natürlich darüber, weil alles vor unserer Haustür, in unserer Nachbarschaft abläuft und jeder von uns auch noch Kontakte zu Erfurt oder Jena pflegt. Man redet auch gerne darüber und schätzt das ein, aber Sticheleien gibt es keine.“
Für Erfurt steht gegen Jena schon viel auf dem Spiel, der Saisonstart ging bekanntlich in die Hose. Wie intensiv müssen die rot-weißen Anhänger das Thema Abstieg in dieser Spielzeit auf dem Schirm haben?
Hauswald: „Ich glaube, es ist noch zu früh, um so eine Prognose zu wagen. Natürlich ist Erfurt nicht gut gestartet, aber Jena auch nicht. So ein Derbysieg, das weiß ich aus eigener Erfahrung, kann eine Mannschaft beflügeln.
Wir hatten auch mal eine Phase, wo einige Spiele nichts lief und dann das Derby kam. Dies haben wir gewonnen und anschließend waren wir wieder in der Spur. Ein Sieg kann für beide Mannschaften ein Befreiungsschlag sein. Natürlich hoffe ich, dass Erfurt das bessere Ende für sich hat.“
Was fehlt den Erfurtern aus Ihrer Sicht derzeit denn am meisten?
Hauswald: „Ich kann das nicht so einschätzen, weil ich Erfurt diese Spielzeit noch nicht gesehen habe. Aus der Ferne ist es immer schwierig, über so etwas zu urteilen.
Natürlich verfolge ich die Geschehnisse, von daher wäre es schön, wenn Erfurt wieder etwas mehr an Stabilität gewinnt und Ruhe im Verein einkehrt. Das ist für den Verein, die Stadt und die Fans wünschenswert. Momentan habe ich nicht das Gefühl, dass dies der Fall ist.“
Glauben Sie dennoch an eine Kehrtwende mit Stefan Krämer an der Seitenlinie?
Hauswald: „Um Gottes Willen, dafür bin ich viel zu weit weg. Natürlich tausche ich mich mit einigen Spielern noch aus und weiß daher, dass Herr Krämer einen ordentlichen Job macht. Der Trainer sollte kein Thema bei Rot-Weiß sein.
Die Voraussetzungen sind in Erfurt allerdings nicht einfach. Wenn die Mannschaft das Derby gewinnt und ihr so ein Befreiungsschlag gelingt, könnte Erfurt da unten rauskommen.“
Sie sind in Sebnitz geboren, haben für Nordhausen, Meuselwitz, Dresden und Erfurt gespielt. Hatten Sie in Ihrer Karriere nie die Option auch mal für den FCC im Paradies aufzulaufen?
Hauswald: „Doch, das war ab und zu ein Thema bei mir. Aber nach meiner rot-weißen Vergangenheit habe ich das Thema nie so nah an mich herangelassen, auch weil ich mit meiner Familie in Erfurt wohne und dort unser Zuhause ist.“
Ein abschließender Tipp zum Derby: Wer geht für Sie als Favorit in das Derby und wie endet die Partie?
Hauswald: „Einen Favoriten gibt’s so nicht, beide Mannschaften sind nicht optimal gestartet. Erfurt hat vielleicht einen kleinen Heimvorteil, endlich ist mal wieder Derbyzeit. Ich tippe auf ein Unentschieden, ich hoffe jedoch, dass Erfurt mit 2:1 gewinnt.“
Die letzte Station Ihrer Karriere war Wacker Nordhausen, dort sind Sie nach Ihrer aktiven Zeit als Co-Trainer eingestiegen. Was kann der Verein in dieser Spielzeit gegen die starke Konkurrenz um Energie Cottbus ausrichten?
Hauswald: „Wir schauen auf uns und sind auf einem guten Weg, eine Mannschaft aufzubauen. Was am Ende dabei raus kommt, werden wir sehen. Es gibt einige gute Jungs bei uns, die Mannschaft ist wirklich entwicklungsfähig. Wenn wir den Weg so weitergehen, bin ich guter Dinge, dass wir den ein oder anderen ärgern können.“
Nordhausen besitzt sicherlich die Qualität, um in absehbarer Zeit die 3. Liga anzuvisieren. Wie sehr ist Ihnen der Relegationsmodus dabei ein Dorn im Auge?
Hauswald: „Ich habe viele Variationen miterlebt, daher muss ich sagen, dass der Modus eine Bestrafung ist. Du spielst eine tolle Saison, innerhalb von zwei Spielen entscheidet sich dann aber mehr oder weniger die Zukunft.
Das ist nicht gerecht. Man spielt eine gute Saison, wenn dann aber ein Spieler verletzt ist, der Schiedsrichter eine Fehlentscheidung trifft oder ein Akteur seine Leistung nicht abrufen kann, dann ist die ganze Arbeit aus den bisherigen Partien dahin.“
Wie steht es um Ihre persönlichen Ziele? Streben Sie einen Posten als Cheftrainer an?
Hauswald: „Ich fühle mich sehr wohl gerade. Das Trainerteam funktioniert, auch das Umfeld ist in Takt. Nach meiner aktiven Zeit hatte ich das großes Glück, den nahtlosen Übergang ins Trainergeschäft zu schaffen. Darüber bin ich sehr dankbar.
Derzeit mache ich meinen A-Trainerschein. Aber so ein Ziel, dass ich zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo Trainer sein will, habe ich nicht. Mit der jetzigen Situation bin ich sehr zufrieden und hoffe, dass wir gemeinsam noch viel erreichen können.“
Vielen Dank für das Interview, Herr Hauswald!
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