Eintracht Braunschweig: Interview mit Niko Kijewski
"Wir brauchen Siege, alles andere zählt nicht."
Er ist einer der wenigen Spieler, der Eintracht Braunschweig nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga erhalten blieb. Niko Kijewski wechselte in der A-Jugend vom VfL Osnabrück nach Braunschweig, absolvierte 26 Spiele im Fußball-Unterhaus und unterzeichnete nach dem Abstieg einen neuen Vertrag. Die Gegenwart ist allerdings sehr unerfreulich: Der bislang einzige Saisonsieg datiert vom 14. September. Die Eintracht steht auf dem letzten Tabellenplatz und kassierte am Montag ein 0:3 bei Preußen Münster. Mit Liga-Drei.de spricht der 22-Jährige über die schwierige Situation.
Herr Kijewski, wie schwer ist es momentan, sich nach einer weiteren Niederlage immer wieder aufzurichten?
Niko Kijewski: „Natürlich ist es im ersten Moment schwierig. Unser Auftreten gegen Münster war nicht in Ordnung. Zumindest der Kampf und die Leidenschaft müssen immer vorhanden sein. Das hat gegen Münster gefehlt. Aber wir haben Samstag das nächste Spiel vor der Brust und müssen die Partie mit einem positiven Gefühl angehen. Wir brauchen Siege, alles andere zählt momentan nicht.“
Eintracht Braunschweig hat einen individuell gut besetzten Kader. Laut transfermarkt.de handelt es sich sogar um den wertvollsten Kader der 3. Liga. Wie ist es zu erklären, mit so einer Mannschaft überhaupt in diese Situation geraten zu sein?
Niko Kijewski: „Das ist eine gute Frage. Sicherlich spielen viele Faktoren hinein. Durch den Abstieg in die 3. Liga hat sich der Kader sehr verändert. Es dauert etwas, bis sich die Automatismen einstellen. Das darf jetzt allerdings keine Entschuldigung mehr sein. Schließlich haben wir bereits 16 Saisonspiele hinter uns. Wichtig ist, dass sich jeder hinterfragt, wir die restlichen Spiele des Jahres erfolgreiches bestreiten und dann in der Rückrunde voll angreifen.“
Trainer André Schubert hat die Mannschaft vor eineinhalb Monaten übernommen. Was hat sich durch ihn verändert?
Niko Kijewski: „Er sieht den Fußball etwas anders als sein Vorgänger Henrik Pedersen. Der Spielstil und die Anordnungen auf dem Platz unterscheiden sich. Er konzentriert sich mit uns taktisch auf die einfachen Dinge. Dadurch kassierten wir auch kaum noch Gegentreffer durch taktische Fehler. Jetzt müssen wir auch noch die individuellen Fehler abstellen.“
Laut André Schubert darf der Spaß am Fußball nicht verlorengehen. Wie schwierig ist es aber, bei der brisanten Situation überhaupt noch Freude daran zu haben? Immerhin geht es um die Existenz des Vereins und um die Arbeitsplätze der Mitarbeiter.
Niko Kijewski: „Wir alle spielen Fußball, weil dieser Sport uns eigentlich Spaß macht. Natürlich ist das in der aktuellen Situation nicht einfach. Aber wir müssen dennoch jede Trainingseinheit mit Freude und Spaß angehen und konzentriert sein. So ist es auch in den Spielen: Gerade im Spiel mit dem Ball muss man Spaß haben. Im Spiel gegen den Ball hingegen steht die Disziplin im Vordergrund.“
Wird im Training überhaupt noch gelacht?
Niko Kijewski: „Ja, wir versuchen, die Stimmung aufrecht zu erhalten. In manchen Phasen einer Trainingseinheit darf man Spaß haben, in anderen ist Ernsthaftigkeit gefragt.“
Trotz der schwierigen Situation hat Eintracht Braunschweig nach dem 1. FC Kaiserslautern den zweithöchsten Zuschauerschnitt. Auch bei den Auswärtsspielen wird Ihre Mannschaft von vielen Fans begleitet. Ist das ein Trumpf oder entstehen dadurch auch zusätzlicher Druck und Unruhe?
Niko Kijewski: „Ich empfinde es als sehr positiv, dass die Fans ins Stadion kommen und an uns glauben. Das sollte uns Mut machen. Ich verstehe es aber auch, dass die Fans natürlich unzufrieden sind, wenn es nicht läuft – das ist ganz normal. Wichtig ist, dass wir in den nächsten beiden Heimspielen wieder gute Leistungen bringen und die Fans mitnehmen. Wir alle wissen, was für eine Stimmung in unserem Stadion möglich ist, wenn es gut läuft.“
Wie nehmen Sie das Verhalten der Fans in den letzten Wochen wahr? Gegen Uerdingen sind einige Anhänger bereits während des Spiels über den Zaun geklettert, gegen Münster gab es Hohn.
Niko Kijewski: „Natürlich bekommen wir Spieler das mit, wenn die Stimmung kippt. Manche Spieler können damit umgehen, einige jüngere Spieler hingegen werden vielleicht etwas nervös. Aber es ist unsere Aufgabe, damit zurechtzukommen und die Zuschauer mit guter Leistung wieder auf unsere Seite zu ziehen.“
Ging der Schock über den Absturz vom Fast-Aufstieg in die Bundesliga zum plötzlichen Abstieg in die 3. Liga vielleicht weit über den Sommer hinaus?
Niko Kijewski: „Niemand hätte nach der Relegation gegen den VfL Wolfsburg damit gerechnet, dass wir ein Jahr später in die 3. Liga absteigen würden. Das war natürlich sehr bitter. Auch für mich persönlich war das eine schwierige Zeit. Ich habe dann aber trotzdem meinen Vertrag verlängert, weil ich ein Teil des Abstiegs war und mich deshalb auch in der Pflicht gefühlt habe, dem Verein zu helfen.
Ich bin immer noch der vollen Überzeugung, dass das die richtige Entscheidung war. Aber wir müssen nun in die Zukunft blicken, nicht in die Vergangenheit. Wir müssen den Abstiegskampf annehmen und gegen den VfR Aalen gewinnen.“
Vor der Winterpause warten noch die Spiele gegen den VfR Aalen, den Halleschen FC, den FC Energie Cottbus und den Karlsruher SC. Wie viele Punkte müssen her, damit die Ausgangssituation für die Rückrunde annehmbar ist?
Niko Kijewski: „Wir wollen jetzt erst einmal den Sieg gegen Aalen holen. Danach schauen wir weiter. Aalen und Cottbus sind zwei direkte Konkurrenten. Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen, damit wir am Ende der Saison auf einem Nicht-Abstiegsplatz stehen. Das ist das Ziel.“
Und was macht Ihnen Hoffnung? Vielleicht die Winterpause, in der Sie in Ruhe mit Trainer André Schubert arbeiten können?
Niko Kijewski: „Auf jeden Fall. Es wird sehr hilfreich sein, mit André Schubert eine komplette Wintervorbereitung zu absolvieren, weil wir dann noch besser an den taktischen Dingen und den Automatismen arbeiten können.“
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