1. FC Saarbrücken: Interview mit Geschäftsführer David Fischer
"DFB-Pokal bewirkte mehr als jede Marketing-Kampagne."
Nach sechs Jahren ist der 1. FC Saarbrücken in die 3. Liga zurückgekehrt. Geschäftsführer David Fischer spricht mit Liga-Drei.de über die Folgen des Aufstiegs, die Planungen für die 3. Liga, den Stadionumbau und die umstrittene Entlassung von Dirk Lottner.
Herr Fischer, der 1. FC Saarbrücken hat nicht nur den Aufstieg in die 3. Liga geschafft, sondern ist auch bis in das Halbfinale des DFB-Pokals vorgedrungen. Inwiefern helfen die Mehreinnahmen nun bei der Personalplanung für die kommende Saison?
David Fischer: „Wir haben durch den Pokal natürlich Mehreinnahmen generiert, die wir nicht eingeplant hatten. Ein Teil davon wanderte in Form von Prämien direkt an die Spieler. Ein deutlich größerer Teil geht in die Schuldentilgung. Hinzu kommt, dass uns durch Corona auch Einnahmen weggebrochen sind. Das dürfte teilweise auch zukünftig noch zutreffen.“
Das bedeutet?
Fischer: „Die Saison 2019 / 2020 war für uns wirtschaftlich und sportlich ein Erfolg. Aber am 1. Juli beginnt ein neues Geschäftsjahr. Dabei helfen uns die Pokaleinnahmen nur bedingt.“
Soll in der 3. Liga der Kern der Mannschaft zusammenbleiben oder planen Sie größere Veränderungen?
Fischer: „Grundsätzlich möchten wir die Mannschaft beisammenhalten. Durch den Aufstieg haben sich eine gewisse Anzahl von Spielerverträgen automatisch verlängert und mit Sebastian Jacob konnten wir eine langfristige Bindung an den Verein erreichen.
Wir haben eine gewisse Grundqualität und Spieleranzahl. Nichtsdestotrotz möchten wir an der einen oder anderen Stelle natürlich nachjustieren. Allerdings ist das momentan schwierig. Zunächst einmal ist die Spielzeit in der 3. Liga noch gar nicht abgeschlossen.
Hinzu kommt, dass wir wegen Corona die Einnahmesituation noch nicht abschließend überblicken können. Werden wir mit oder ohne Zuschauer spielen? Solange wir das nicht wissen, müssen wir mit einer kaufmännischen Vorsicht agieren. Wir können kein Geld ausgeben, das wir später möglicherweise gar nicht einnehmen.“
Geht es für Saarbrücken als Aufsteiger in der kommenden Saison lediglich um den Klassenerhalt? Oder trauen Sie der Mannschaft mehr zu?
Fischer: „In der 3. Liga liegt alles eng beieinander. Die Aufsteiger aus den Regionalligen haben oftmals eine gute Rolle gespielt. Unser Ziel ist, dass wir uns gut präsentieren, in der Liga richtig ankommen und das Thema Abstieg schnellstmöglich vom Tisch kriegen.“
Was bedeutet der Aufstieg für den Verein wirtschaftlich?
Fischer: „Für den 1. FC Saarbrücken hat dies mehrere positive Folgen. Zum einen erhöhen sich Einnahmen aus der TV- sowie Ligavermarktung. In der Regionalliga hatten wir Fernseheinnahmen von weniger als 15.000 Euro. In den Bereichen Sponsoring, Merchandising sowie Ticketing kann mit höheren Erlösen gerechnet werden – vorausgesetzt, dass Zuschauer zugelassen werden.“
In der 3. Liga werden die TV-Einnahmen wohl zwischen 950.000 Euro und einer Million Euro liegen…
Fischer: „Grundsätzlich ist ein Aufstieg natürlich immer von Vorteil: Man hat höhere Zuschauerzahlen und wird für potentielle Sponsoren interessanter. In Zeiten von Corona lässt sich das allerdings nur schwer planen. Hinzu kommt, dass nicht nur die Einnahmen steigen, sondern auch die Ausgaben. Wir müssen mehr Geld für Spieler ausgeben, weil die Verträge anders dotiert sind.“
Der 1. FC Saarbrücken ist der einzige Profiverein im Saarland und hat eine Vergangenheit in der Bundesliga. Würden Sie von einem schlafenden Riesen sprechen?
Fischer: „Zunächst einmal würde ich uns nicht als den einzigen Profiverein bezeichnen. Ansonsten sind die Kollegen vom SV Elversberg und FC Homburg böse, weil auch dort unter Profibedingungen gearbeitet wird. Richtig ist aber, dass wir nun der einzige Verein aus dem Saarland sind, der in einer der drei Profiligen vertreten ist.
Wir sind zudem ein Traditionsverein mit Geschichte. Wir hoffen, dass wir die Menschen, die sich vom Verein irgendwann einmal abgewendet haben, nun wieder begeistern können. Das ist uns mit dem Aufstieg und dem Erfolg im DFB-Pokal zu einem gewissen Teil bereits gelungen.
Keine Marketing-Kampagne dieser Welt hätte so viel Positives bewirken können, wie der Erfolg im DFB-Pokal. Ich denke, wir können im Saarland und darüber hinaus viele Menschen für uns begeistern, wenn wir unseren Weg weitergehen.“
Der Umbau von dem Ludwigparkstadion wird bis zum Frühjahr 2021 andauern. Wie groß ist der Nachteil, die Heimspiele in einem anderen Stadion austragen zu müssen?
Fischer: „Das Stadion ist für uns von großer Bedeutung, weil die Heimstätte eines Vereins einen großen Teil der eigenen Identität ausmacht. Jedoch kennen wir diese Situation bereits seit über vier Jahren, so dass wir damit gelernt haben umzugehen.
Wie groß der Nachteil ist, hängt natürlich auch davon ab, ob Zuschauer überhaupt zugelassen wären. Bei einem Geisterspiel wäre das weniger entscheidend. Letztendlich aber wäre es ein immenser Vorteil, im eigenen Stadion vor den eigenen Fans zu spielen.“
Einen gewissen Anteil an dem Aufstieg hat natürlich auch Ex-Trainer Dirk Lottner, der im vergangenen Dezember freigestellt wurde. In dem Podcast „DerSechzehner.de“ hat er noch einmal sein Unverständnis über die damalige Entlassung geäußert. Wie beurteilen Sie dies rückblickend?
Fischer: „Wir sind kein Verein, der irgendwelche Schnellschüsse macht. Die Entscheidung fiel uns damals sehr schwer, weil es auch menschlich gut mit Dirk Lottner gepasst hat. Aber wir waren einfach der Meinung, dass wir einen neuen Impuls benötigen – auch wenn dies für den einen oder anderen Außenstehende schwer nachvollziehbar gewesen ist.“
Herr Fischer, vielen Dank für das Gespräch!
Im Interview mit dem Geschäftsführer des 1. FC Saarbrücken, David Fischer, geht es um die aktuelle Situation des Vereins und die Ziele für die Zukunft. Dabei wird auch auf die Bedeutung von Sponsoren und Partnerschaften eingegangen. Für Bestandskunden bietet bwin einen Bonus Code an, der ihnen zusätzliche Vorteile verschafft.