Chapeau, Sercan Sararer
Die besondere Leistung des 3. Spieltags
Markus Höhner besitzt wohl die markanteste Stimme, mit der „Magenta-Sport“ als Übertragungs-Sender der 3. Liga aktuell punkten kann. Und nun hat sich der TV-Kommentator mit Kultstatus an einem Fußballspiel austoben können, das mit acht Treffern – vier hüben, vier drüben – bei ihm eine schier endlose Welle der Begeisterung auszulösen vermochte.
Denn Waldhof gegen Türkgücü begleiten und bewerten zu können, war ein permanenter Griff ins Regal voller sprachlicher Superlativen. Und so hören die Zuschauer seiner Zusammenfassung Markus Höhner rufen: „Welch ein Fußball-Spektakel – Welch ein Höllen-Tempo – Welch ein Tore-Festival.“
Und mittendrin fällt auch immer wieder derselbe Name: Sercan Sararer. Es ist der bekannteste Name im Team der neuesten Kraft des Münchner Fußballs in der 3. Liga. Und nun ist dieser Mann mit bald 31 Jahren voller Rasanz, voller Spielwitz und mit voller Einsatzbereitschaft aktiv.
Das Versprechen wird eingelöst
Ja, der Mann im Trikot mit der Nr. 10 im Team des Liga-3-Aufsteigers Türkgücü München ist aktuell der wohl torgefährlichste Antreiber, Gestalter und Schütze in der 3. Liga. Spielt dabei mit all seinem Schneid so auffällig stark, als wolle er im Hier-und-jetzt seiner Karriere doch noch einmal nachholen, was er in vielen Jahren seiner Profikarriere versäumt zu haben scheint: Ein echter, ein ernstgenommener Profi zu sein. Mit großem Vorbild-Charakter und endlich getrennt von persönlichen Eitelkeiten sowie von vorzeitigen Hoffnungen, die sich als trügerisch erwiesen.
Denn wie ist es anders zu erklären, dass ausgerechnet Sararer, dieser früher oftmals so unverbesserliche Individualist und Sonderling, aktuell dafür verantwortlich ist, dass sein Teamkollege Petar Sliskovic einen Treffer nach dem anderen erzielen kann, weil ihm Sararer dabei mit seinen Präzisions-Vorlagenen verlässlich den Weg zum Sprung an die Spitze des Torjäger-Rankings geebnet hat. Abgesehen von einem verwandelten Elfmeter hieß es – um nochmals Markus Höhner zu zitieren – stets: „Sararer auf Sliskovic – und Tor !“
Ein Tor wie aus einer Hochdesigner-Schneiderei
Eine Augenweide selbstredend ist jedoch auch aktuell Sararers Treffer zur 2:1-Führung in Mannheim: Welch eine Annahme, welch eine Drehung und welch ein Torschuss – alles wie aus einer Hochdesigner-Schneiderei, in der keine Nähte erlaubt sind.
So ist Sercan Sarerer nach drei Spieltagen der Topscorer in dieser noch jungen Spielzeit: Zum 2:2 im Münchner Derby gegen den amtierenden Liga-3-Meister FC Bayern hat Sararer einen Treffer und eine Torvorbereitung beigesteuert. Beim 3:0-Triumph an der Grünwalder Straße über den 1. FC Kaiserslautern assistierte er bei zwei der drei Treffer.
Drei Spiele & sieben Torbeteiligungen
Und nun in Mannheim bei den „Buwe“ war er insgesamt an drei der vier erzielten Türkgücü-Treffer unmittelbar beteiligt. Macht zusammen eine Ausbeute von zwei Treffern und fünf Assists. Wohl kein Spieler ist besser in die neue Saison gekommen als Sercan Sararer. Dass dieser Spieler zahlreiche auffällige Fähigkeiten eines fußballerisch hochtalentierten Angreifers besitzt, überrascht grundsätzlich niemanden, der mit ihm gearbeitet hat.
Der Fußball-Lehrer Frank Kramer hat in der Vergangenheit in drei unterschiedlichen Aktionsfeldern auf Sercan Sarerer gesetzt. Hat ihn bei der SpVgg Greuther Fürth zunächst als Ausbildungstrainer in der U19 erlebt. Danach auch in der wohl spektakulärsten Fürther Ära mit der Präsenz im Fußball-Oberhaus im Jahre 2013, als Kramer am Ronhof Mike Büskens ablöste. Und ein drittes Mal traf Sararer auf seinen Ausbilder 2015 bei Fortuna Düsseldorf.
Kramers Expertise trägt durchaus gute Eigenschaften: „Fußballerisch hat er großartige Fähigkeiten eingebracht, die mir viel Freude gemacht haben: Sercan ging mutig und mit ganz enger Ballführung ins Dribbling. War so nur selten vom Ball zu trennen und nahm dann eine Dynamik auf, die aus Sercan einen rundum geilen Spieler gemacht hat“, berichtet Kramer im Gespräch mit Liga-Drei.de
Doch Frank Kramer hat sich auch an so manchem Haken im Leben des Fußballprofis Sercan Sararer reiben müssen. Schon als Benno Möhlmann das vielversprechende Fürther Eigengewächs einst vorzeitig aus dem von Kramer damals betreuten Juniorenteam herausnahm, um ihn direkt im Profikader debütieren zu lassen, war Sarerer mit ersten Verstößen gegen die Grundregeln ganzheitlicher Professionalität auffällig geworden.
„Mal war es der eine oder andere Döner zu viel. Dann war es bald ein viel zu teures Auto. Und immer wieder hat er sich abgemeldet mit einem Zwicken hier oder mit einem Zwicken dort“, beschreibt Kramer rückblickend und gibt sein Erleben mit Sarerer schmunzelnd diesen Titel: „Sercan Sararer war daheim halt immer der kleine Prinz.“
Daheim war Nürnberg. Dort ist er geboren worden. Seine Mutter kam aus Spanien, der Vater aus der Türkei. Gern erwähnt Sararer deshalb, dass er beide Staatsbürgerschaften besitzt. Wer den Eindruck machte, wie ein kleiner Prinz behandelt zu werden, ist wohl häufiger übertriebener verwöhnt worden, als dies auf dem Weg zu einer stabilen Profikarriere sinnvoll erscheint.
So hat sich zum Beispiel auch bei Benno Möhlmann die Erinnerung fixiert, dass es sich die Eltern lange Zeit nicht nehmen ließen, ihren Sprössling vom Training abzuholen und dabei sofort auch das Tragen der Sporttasche für den Fußweg von der Kabine bis zum Parkplatz übernommen haben.
Dessen ungeachtet war sich auch Benno Möhlmann damals recht sicher, wieder einmal ein besonders hoffnungsvolles Stürmertalent gefördert zu haben. Und so bestätigt auch Möhlmann, was Frank Kramer gar mit nackten Zahlen zu bekräftigen bereit ist: „Der Sercan müsste jetzt eigentlich mindestens 250 Erstligaspiele auf seinem Konto haben – so gut waren seine fußballerischen Möglichkeiten.“
Ganz oben sind stattdessen in drei Spielzeiten lediglich 35 zusammengekommen: In Fürth und für den VfB Stuttgart. In der 2. Bundesliga sind es 129 Auftritte geworden. Sein bestes Jahr war die Saison 2011/12 unter der Regie von Mike Büskens. In sämtlichen 34 Spielen war er im Einsatz und steuerte neun Treffer zur Liga-2-Meisterschaft und zum Aufstieg ins Fußball-Oberhaus bei. „Ja, wer sein Herz so richtig erreicht hat, für den ist er dann auch durchs Feuer gegangen“, bemerkt Kramer.
Versäumnisse werden nachgeholt
Soll heißen: In solchen Intervallen seiner Laufbahn ist er auch eine Zeitlang ein richtiger und nahezu kompletter Profi gewesen. Vielleicht also hat Büskens den inneren Zwiespalt eines Trainers im Umgang mit dem wechselhaften Fußballerleben bisher am besten hinbekommen.
Doch jetzt scheint Sercan Sarerer wieder an eine energiereiche Kraftquelle geraten zu sein. Nebenschauplätze, falsche Essgewohnheiten und persönliche Eitelkeiten seien Vergangenheit, hat Sarerer unlängst verraten.
Und so macht er sich bei Türkgücü München offenbar auch deshalb gerade so verdient, weil er so manches Versäumnis in seiner Karriere doch noch einmal ein Stückweit aufleben lassen möchte. Und so wird es Markus Höhner wohl mögen, über Türkgücü München und Sercan Sarerer künftig häufiger berichten zu können.
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