Chapeau, Martin Kobylanski
Die besondere Leistung der vorletzten Finalwoche
Wer kennt sie nicht, diese Typen in der Welt des Fußballs, die sich als „schlampertes Genie“ einen Namen gemacht und es mit dieser Mixtur aus Lob und Tadel einst gar noch bis ins Elitefeld dieser Branche geschafft haben. Wir erinnern an Mario Basler, an Wolfram Wuttke oder an Andreas Herzog. An letzteren wohl vor allem deshalb, weil wir immer das Gefühl umhertragen, dass dieser Begriff einst im Fußball Österreichs entstanden ist.
Heute hat es dieser Typus viel schwerer, das Gleichgewicht zwischen Anerkennung und Misstrauen zu wahren. Denn wer heute mit der Nachlässigkeit gebrandmarkt ist, nicht imstande zu sein, sich bei aller fußballerischer Virtuosität gleichermaßen ebenso eigenmotiviert und begeistert in den Dienst des arbeitenden, teamorientierten Fußballs zu stellen, der kann auf dem Spielfeld in Kultur des verlässlichen Miteinanders Probleme auslösen.
„Schlampertes Genie“ der Neuzeit
Und primär steckt er selbst in Schwierigkeiten. Denn einem Spieler droht konsequent die Reservistenbank, wenn dessen Nominierung zu einem Risiko gerät und wie ein Luxus bewertet wird, auf den man besser verzichten sollte.
Ja, Martin Kobylanski verkörpert so ein „schlampertes Genie“ in der fußballerischen Neuzeit. Und so hat man ihm in seiner Karriere schon häufiger die Frage gestellt, wie er sich dies denn eigentlich so vorgestellt habe mit seinem Leben als Profifußballer. Immer wieder ist es vorgekommen, dass seine Trainer höchst irritiert auf Konfrontation gegangen sind, weil sie diese lähmende Passivität in Kobylanskis Auftritten nicht mehr akzeptieren mochten.
So geschehen auch schon im Vorzimmer zur Bundesliga bei Werder Bremen. Dort erinnert sich Thomas Wolter noch gut. Der ehemalige Bundesligaprofi mit über 400 Einsätzen für Werder hat Kobylanskis Kehrseite in seiner Funktion als U23-Coach so thematisiert: „Wir haben ihn wiederholt ermahnt und an ihn appelliert: Martin, Du hast so viele tolle Stärken und Potenziale, doch um ein Bundesligaspieler zu werden, musst Du bereit sein, alles aus Dir herauszuholen. Du musst mehr laufen, mehr arbeiten und Gas geben.“
Die Botschaft, so gut sie gemeint war, erlangte an der Weser den erhofften Erfolg nicht. Nach nur acht Teilzeiteinsätzen im Fußball-Oberhaus unter Robin Dutt wurde die Akte Kobylanski bei Werder bereits geschlossen.
Über Union Berlin, Lechia Gdansk – Heimat seines Vaters, des polnischen Nationalstürmers Andrzey Kobylanski – kam er zu Preußen Münster und hier in die Hände des erfahrenen Fußball-Lehrers Benno Möhlmann. Auch er erinnert sich an „die eine oder andere ärgerliche Larifari-Phase“ seines besten Fußballers und möchte in seiner sportlichen Expertise über Kobylanski „dank zahlreicher Genie-Streiche auch positive Erinnerungen festhalten.“
So merkt Möhlmann hier gerne an: „Richtig ist, dass Martin, wenn er nicht im Ballbesitz ist, meist einen deutlichen Anstoß braucht, um so griffig mitzuarbeiten, wie das im heutigen Fußball notwendig ist. Doch ich habe mit ihm in Münster meist die Erfahrung gemacht, dass, wenn er dann Feuer gefangen und gespürt hat, wieviel Spaß es macht, dem Gegner den Ball abzuluchsen, dann war er voll da und dann ist diesen Weg auch engagiert mitgegangen.“
Basis für stabilen Saisonstart
Weder Wolter in Bremen noch Möhlmann in Münster mögen freilich in Zweifel stellen, dass dieser Martin Kobylanski eben eines jener Glückskinder des Fußballs ist, die getragen von Gottes Gnaden mit einer Vielzahl an intuitiven Fähigkeiten und Begabungen punkten können. Nochmals Möhlmann: „Mit rechts schießt er überragend, mit links immerhin gut. Nicht viele Spieler sind beinahe gleichermaßen stark beidfüßig unterwegs.“
So wie dies im ersten Quartal dieser Spielzeit der Fall gewesen ist. Frank Eulberg, damals Assistent von Christian Flüthmann, bezeichnet Kobylanskis damalige Leistungen auch heute noch als „phänomenal und als Basis dafür, dass wir so unglaublich stabil in diese Saison starten konnten.“
Doch dann hat ein Leistungseinbruch Kobylanskis Spiel, den Weg des BTSV und die Aufstiegsträume dieses Traditionsvereins verändert. Auch der Trainerwechsel, die Installation von Marco Antwerpen, hat eine Zeitlang nicht zur erhofften Rückkehr auf jene Route geführt, an deren Ende die Eintrittskarten für die 2. Bundesliga verteilt werden.
Corona-Zwangspause als Zeit des Nachdenkens
Die sportliche Flaute dauerte an. Irritationen und Ängste mischten sich in die Gedankenwelt der Braunschweiger Fußball-Zukunft. Doch dann kam die Zeit des Nachdenkens. Sie dauerte eine ganze Corona-Zwangspause lang, doch sie hat Eintracht Braunschweig und Martin Kobylanski offenbar verdammt gut getan. Es existieren Bewertungen der damaligen Stimmungslage, die darstellen, dass Eintracht ohne Corona schnurstracks in den Abstiegskampf geraten wäre.
Kobylanski ist kein Einzelfall: Diejenigen, die in dieser publikumsfreien Zeit ihre Leistungen neu ordnen und stabilisieren konnten, gehören primär zum Kreis der der feinen Fußballer. Das sind jene Kicker, die für eine saubere Kultur des Fußballspiels stehen statt – mit Verlaub – für publikumswirksame Schauspielereien und Provokationen.
Und jetzt läuft es bei den Löwen in ihren blaugelben Trikots noch besser als ganz am Anfang. Denn Kobylanski steuert Eintracht Braunschweig durch diese unglaubliche Fußball-Rallye mit sieben absolvierten Spielen in nur drei Wochen so rasant und sicher wie einst Michael Schumacher seinen roten Ferrari über die Pisten der Formel 1.
Glänzender Re-Start
Macht in Braunschweig: Sieben Spiele, fünf Siege, 17 Punkte und der Sprung auf den Aufstiegsplatz mit dem allerbesten Blick auf die Aufstiegskonkurrenz.
Mit seinem jüngsten Siegtor gegen Preußen Münster und insgesamt sechs frischen Treffern seit dem Auftakt in diesen Kraftakt hat Kobylanski wiederum eindrucksvoll nachgewiesen, welch großartiger Gestalter er im Umgang mit den Ball ist und wie schwer er es gegnerischen Torhütern machen kann, wenn er seine schusstechnischen Qualitäten mal als Kunst- und mal als Scharfschütze einzusetzen vermag. Im Scorer-Ranking der 3. Liga ist er vorgestoßen in die Riege der sechs Besten: 15 Treffer, acht Assists, 23 Punkte.
Wir wissen nicht genau, wie sie ihre 180-Grad-Drehung bewerkstelligt haben in Braunschweig. Wie hilfreich der positive Einfluss des Faktors Zeit bei dieser Problemlösung gewesen ist. Und wieviel Antriebskraft bei Kobylanski und seinen Teamkollegen auch deshalb entstanden ist, weil allein im Falle eines Sprunges in die 2. Bundesliga ein gültiger Arbeitsvertrag für die nächste Spielzeit gewährleistet ist.
Benno Möhlmann, der in seiner langen Trainerkarriere in zwei Etappen selbst ebenfalls als Trainer in Braunschweig aktiv war, glaubt durchaus, dass die knifflige Vertragslage von Kobylanski & Co für diesen sportlichen Aufwind in hohem Maße verantwortlich ist.
„Sich mit jedem Tor, mit jedem Sieg und am Ende des Weges mit dem Aufstieg in eine sorgenfreie Fußball-Zukunft spielen zu können, ist eine großartige Triebfeder. Das ist der entscheidende letzte Antrieb, um mehr zu laufen, mehr zu kämpfen und um Müdigkeit abzuschütteln“, sagt Möhlmann und denkt auch hier vornehmlich an Kobylanski: „Martin ist ein Spieler mit athletischen Grenzen. Oftmals geht ihm früh die Puste aus. Doch jetzt zeigt auch er Reserven.“
Drei Trainer, eine Meinung
Von den ehemaligen Kobylanski-Trainern wollten wir dann abschließend noch wissen: Was wäre von einem Schlüsselspieler mit sportlichen erwähnten Liederlichkeiten zu erwarten, wenn diesem Kobylanski auf der Zielgeraden dieser so merkwürdigen Fußballsaison mit 26 Jahren tatsächlich noch dieser doch recht späte Sprung in die 2. Bundesliga gelingen würde?
Frank Eulberg sagt: „Neue Liga, neue Impulse. Martin schafft das. Mit der Empfehlung: Martin, ernähre dich achtsam.“ Thomas Wolter: „Mit 26 ist noch alles möglich. Da der Fußball in der 2. Bundesliga generell besser ist, wird Martin dort gut zurechtkommen.“ Und Benno Möhlmann meint: „Wenn er nicht wieder glaubt, dass Talent allein ausreichend ist, um sich durchzusetzen, dann wird er die 2. Bundesliga mit seinen Finten, Pässen und Schüssen bereichern können.“
Donnerwetter, drei Trainer, eine Meinung. Wirklich erstaunlich, diese Wandlung des Martin Kobylanski in diesen Tagen.
Die Halbzeit Endstand Tipps für heute sind ein wichtiger Faktor für viele Fußballfans. Sie geben eine Vorstellung davon, wie das Spiel verlaufen könnte und welche Mannschaft am Ende die Nase vorn haben wird. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle, wie die Form der Mannschaften, die Aufstellung und die Taktik. Auch das Wetter und die Stimmung im Stadion können eine Rolle spielen. Viele Fans setzen auf ihre eigenen Halbzeit Endstand Tipps und hoffen auf einen Gewinn. Doch letztendlich bleibt der Ausgang des Spiels immer eine Überraschung.